Der Mensch besitzt 2 Augen und das Sehen ist fuer die Verwendung beider Augen optimiert.
Schon einfache und fuer jeden selbst nachvollziehbare Versuche mit einem Fernglas offenbaren einem den drastischen Unterschied, wenn man mit beiden Augen beobachtet oder eines zukneift.

Zuerst ist da die subjektiv empfundene Vergroesserung, beobachtet man mit beiden Augen erscheinen die gleichen Objekte deutlich groesser als bei der Beobachtung mit nur einem Auge.
Es faellt auch sofort auf, dass man mit 2 Augen deutlich mehr kleine Details wahrnehmen kann, die man mit einem Auge nicht sieht.
Schaut man in den Sternenhimmel, erkennt man mit 2 Augen deutlich mehr Sterne als mit einem, das Lichtsammelvermoegen steigt also an.
Allgemein hat sich fuer den Gewinn an Vergroesserung und Lichtsammelvermoegen der Faktor 1.4142 also Wurzel 2 etabliert. Fuer die Vergroesserung kommt das auch in etwa hin, ebenfalls fuer die gewonnene Lichtsammelleistung an punktfoermigen Objekten, also Sternen.

Bei flaechigen Objekten mit geringer Flaechenhelligkeit sieht es aber anders aus, hier ist nicht nur die reine Lichtsammelleistung gefragt, sondern insbesondere auch der Kontrast.
Und genau dieser nimmt bei binokularer Beobachtung deutlich zu, weshalb Galaxien und Nebel besonders stark vom binokularen Sehen profitieren, hier kann man eher mit Faktor 1.5 bis 1.8 rechnen.

Beim Thema Kontrast sind aber auch die verwendeten Teleskoptypen entscheidend, ein APO Refraktor hat mehr Kontrast als ein Dobson und der wiederum mehr als ein Schmidt Cassegrain mit seiner hohen Obstruktion.

Ein weiterer wichtiger Faktor der binokularen Summation ist die Eigenschaft unseres Gehirns, voruebergehende schlechte Bildinformationen von einem Auge zu kompensieren.
Diese Eigenschaft zeigt sich besonders beim seeing, das ja niemals vor beiden Teleskoptuben gleich stark ausgepraegt ist.
Man erhaelt deshalb mit einem Doppelteleskop generell stabilere und weniger seeinganfaellige Bilder.

Ich habe persoenlich meinen 12,5" Portaball mit einem 2" Binoansatz an verschiedenen Objekten mit meinem Borg Doppelrefraktor und dem C8 Doppelteleskop verglichen.
Bei Galaxien und Nebeln hat der Doppeborg trotz geringster Oeffnung ganz klar die Nase vorn, die Galaxien springen einem regelrecht ins Auge.
Das Doppel C8 kann bei diesen Objekten wegen der schlechteren Kontrastleistung und trotz deutlich mehr Oeffnung bei Weitem nicht mithalten.
Steigt die Helligkeit der beobachteten Objekte an, so kann das Doppel C8 seine Vorteile ausspielen, an Sternhaufen und Planeten ist er dem Doppelrefraktor klar ueberlegen.
Der 12,5" Dobson bildet in allen Disziplinen das Schlusslicht.

Neben Gewicht, Groesse und unhandlicher Benutzung von Doppel Newton Teleskopen zeigt sich hier noch ein weiterer Nachteil.
Durch den langen, zweifach umgelenkten Lichtweg zum Okular benoetigt auch der Newton einen grossen, ersten Fangspiegel und ist dadurch in Sachen Obstruktion mindestens so benachteiligt wie ein Schmidt Cassegrain.
Einzig beim Oeffnungsverhaeltnis und der Austrittspupille kann er noch punkten, aber zu welchem Preis...

Leider kann man Doppelrefraktoren aus technischen und finanziellen Gruenden nicht unendlich gross machen, um 150mm Oeffnung herum duerfte die natuerliche Grenze liegen.
Und auch dann befindet man sich bei Brennweiten von mindestens 1000mm, welche fuer Weitfeldbeobachtungen nur noch bedingt geeignet sind.

Wie in der monokularen Astronomie gilt also auch bei den Doppelteleskopen, dass es das perfekte Universalteleskop, die eierlegende Wollmilchsau leider nicht gibt.
Hier bietet sich die Kombination aus einem Doppelrefraktor mit moeglichst viel Oeffnung und moeglichts geringer Brennweite sowie einem Doppel SCT mit moeglichst viel Oeffnung und zugehoeriger Brennweite also an.

Bezueglich der Theorien hinter Doppelteleskopen hat Aries Otte auf seinen Seiten einige hervorragende Abhandlungen hinterlegt, auf diese ich an dieser Stelle verweisen moechte.

Why a binoscope?

binocular summation factor

The WOW factor